Freitag, 20. Juli 2012

Pendeln für Fortgeschrittene

Pendeln ist nichts für Vollpfosten. Einerseits muss der Pendler strategisch planen, andererseits muss er auch kurzfristig operativ werden. Pendeln ist somit nicht für Chuck Norris.

Ein fortgeschrittener Pendler weiss, dass er bevor er eine neue Strecke fährt, eine genaue Situationsanalyse durchführt. Folgende Punkte müssen abgeklärt werden:

-        Anzahl ideale Verbindungen
-        Belegung des Zuges

Nachdem der Pendler 2-3 Verbindungen als knapp ertragbar definiert hat. Muss er nun einige Probefahrten hinter sich bringen um seine Mitpendler zu analysieren. Hier gelten folgende Kriterien:

-        Platzsumo: der Pendler benützt fast zwei Sitze mit seinem Hintern. Die einzige Möglichkeit zu sitzen, besteht darin nicht mehr zu Essen.

-        Plaudertasche: die Plaudertasche redet gerne, dabei ist es ihr egal ob sie nun jemand kennt im Abteil oder nicht. Dabei wird das ganze Zugsteil mit Ohrenkretze beschallt.

-        Seufzer: dieses Exemplar hat Sorgen und sorgt dafür, dass dies jeder weiss, indem er vor sich her seufzt und bekümmert um sich schaut

-        Platzceasar: dieser Exponent hat nicht nur sein Sitz erobert, nein er hat auch den Sitz nebenan annektiert.

-        Zeitungsfanatiker: Dieser Pendler liebt seine grosse Zeitung. Nicht das er sie liest, nein er benützt sie um fanatisch darin zu blättern und damit nicht nur den Lärmpegel erhört sondern auch noch seinem Nachbar vor das Gesicht hält. Wenn er nicht so schnell blättern würde, könnte man ja wenigstens mitlesen.

-        Freizeitreisende: wenn es auch unverständlich ist, einige Menschen stehen gerne früh auf. Diese Exemplare mischen sich gerne unter die Pendler. Ihre Erhabenheit über den Pendler, zeigen sie indem sie mit ihrem Gepäck Gänge verstopfen und dabei noch eine fröhliche Stimmung verbreiten. Die Gattung Pendler wird dabei bedauert und als Pöbel herabgestuft.

-        Rentner: Rentner haben keinen Grund den Zug zu benützen, sie tun es um diese Zeit aber trotzdem. Schliesslich erinnert es sie an frühere Zeiten als man noch miesmuschlig zur Arbeit fuhr. Was für eine tolle Erinnerung!

Von all diesen Pendlertypen sind nur der Seufzer und der Platzceasar erträglich. Der Seufzer bekämpft man mit Musik und der Platzceasar mit dem Spruch: „ist hier noch frei“ und einem gespielten netten Blick. Beide Typen werden nicht erfreut sein, dies erhellt den Tag für den Pendler: schliesslich soll jeder am Morgen leiden.

Nach all diesen Überlegung ist es nun soweit: die *ich-ertrage-es-knapp* Verbindung steht fest.
Nun kann der Pendler nur noch im operativen Bereich optimieren. D.h. er platziert sich je nach Wochentag an der richtigen Einstiegstelle auf dem Perron. Dabei sind Ferien, Jahreszeiten etc zu berücksichtigen.

Der wahre flexible Pendler zeichnet sich damit aus, dass er immer einen anderen Platz wählt. Er hält sich so nicht nur geistig jung, sondern verhindert auch ein Face-Out (wer will schon immer dieselben Langweiler-Gesichter anschauen).

Wer pendelt darf stolz darauf sein, dass er ein bisschen McGyver, Batman und das A-Team ist……einfach Held.

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